Longtermismus - ein interessanter Vortrag
Freitag, 27.12.2024
Der 38c3 – der Kongress des CCC – hat wieder angefangen, erneut mit höchst interessanten Themen. Ein Thema spricht mich besonders an, deshalb hier ein kurzes Statement dazu.
Der Vortrag betrachtet das Konzept des Longtermismus, das ich im Zusammenhang mit KI schon mal angesprochen hatte. Es gibt ein Transscript des Vortrags, auf das ich mich im folgenden beziehe.
Ich kann die Lektüre dieses Transscripts nur wärmstens empfehlen, weil hier die quasi pseudoreligiöse Wachstumsphilosophie der IT-Industrie als simple kapitalistische Ideologie enttarnt wird.
Ich gehe daher nicht weiter auf die Inhalte des lesenswerten Transscripts ein und komme gleich auf einen Punkt zu sprechen, an dem der Referent, Max F.J. Schnetker, auf Rokos Basilisk zu sprechen kommt.
Stellt Euch vor, es gäbe in Zukunft ein omnipotentes, omnipräsentes Ding, das in der Lage ist, bereits heute Sanktionen gegen diejenigen zu verhängen, die über dieses Ding Bescheid wissen und trotzdem nicht zu seiner Entstehung beitragen. Er nennt das Ding im Übrigen Superintelligenz, und – im Hinblick auf die KI – auch zurecht.
Herr Schnetker stellt das nun so dar, als ob die Sanktion darin bestünde, diejenigen, die nicht zur Entstehung des „Dings“ beigetragen haben, in Zukunft zum Leben zu erwecken und dort zu foltern.
Ich habe ja über Rokos Basilisk schon geschrieben, und zwar in diesem Beitrag über das Gesetz zum tendenziellen Fall der Profitrate, und ich komme auf einen signifikanten Unterschied, wie ich den Basilisken verstehe, zu dem, wie der Referent ihn darstellt. Für mich sieht das so aus, dass allein das Wissen über diese Thematik Schaden bei den Personen anrichtet, die davon erfahren, und zwar im Hier und Jetzt.
Ich betrachte das Thema so, dass die ständigen Zyklen von Innovation und Konzentration von Unternehmen – zu Ende gedacht – in diesem omnipotenten und omnipräsenten Ding münden. Und wenn Du heute ein Unternehmen hast und und machst diese Innovationszyklen nicht mit, dann bist Du morgen pleite. Das ist ganz klar eine Sanktion in der hiesigen Welt, in der es dieses Ding noch nicht gibt.
Diese Sanktionen treffen auch Privatpersonen, wenn man genauer hinsieht. Ausführliche Info darüber, wie wir alle zur Entstehung dieses Dings beitragen, findet Ihr in meinem früheren Artikel.
Rokos Basilisk handelt nach meinem Dafürhalten vom inneren Konflikt zwischen rationalem Verhalten und der Vermeidung von Sanktionen. So heißt es in der Zusammenfassung auf less-wrong:
A basilisk in this context is any information that harms or endangers the people who hear it.
Das bezieht sich ganz klar auf die Gegenwart.
Diese Sichtweise reduziert auch die letzte Spur der Mystik, die das Thema des Longtermismus umgibt, auf eine simple ökonomische Eigenschaft des Kapitalismus. Hier besteht die Sanktion nicht in einer zu erwartenden Folter in einer nebulösen Zukunft, sondern in handfesten ökonomischen Nachteilen heute.
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