Mehr Zuzahlung für Kassenpatienten
Freitag, 15.11.2024
Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, kündigt kräftig steigende Zusatzbeträge für 2025 an. Über die Gründe bliebe noch zu diskutieren. Die von ihm vorgetragenen Gründe überzeugen nämlich nicht wirklich.
Der Grund für die steigenden Zusatzbeiträge ist, dass nach den Wahlniederlagen der Altparteien jede Menge ausgemusterter Politiker in neue Posten gebettet werden müssen. Das kostet natürlich Geld.
Oh, sorry, das war der falsche Text. Der Grund, den Herr Baas bei n-tv vorgibt ist:
Der TK-Chef kritisierte, dass manche Patienten in Deutschland zu oft zum Arzt gehen
Also: Wenn jemand krank ist und deshalb zum Arzt geht, ist das schlecht für die Krankenkassen. Soweit kann ich folgen, aber ist das nicht der Job der Krankenkassen, dass die das bezahlen?
Ja, aber das Problem ist nicht, dass die Menschen zu irgendeinem Arzt gehen, das Problem ist der Besuch der Fachärzte:
Zu viele Menschen gehen nach eigenem Ermessen unnötigerweise zu Haus- oder Fachärzten.
Es tut mir an den Ohren weh, also gehe ich zum HNO-Arzt. Das wäre jetzt ein Beispiel für „eigenes Ermessen“. Aber das ist nicht gewünscht, denn:
Das ist oft nicht zielführend für die persönliche Gesundheit – und teuer für die Gesetzliche Krankenversicherung
Sein Lösungsvorschlag:
Zuzahlungen für Kassenpatienten, die ohne Überweisung vom Hausarzt direkt zum Facharzt gehen: "Zuzahlungen können ein Bestandteil eines Gesamtkonzepts sein", sagte Baas. Im Gegenzug forderte der TK-Chef schnellere Facharzt-Termine für Patienten, die zuerst zum Hausarzt gehen.
Die Leute gehen zu viel zum Arzt. Und die Lösung soll jetzt sein, dass in den Fällen, in denen offensichtlich ist, welcher Arzt helfen könnte, aus einem Arztbesuch zwei werden. Das kollidiert jetzt ein wenig mit meinem „eigenen Ermessen“ darüber, was wirklich Geld spart oder zusätzlich Geld kostet.
Herr Baas spricht nicht über die Kostenexplosion durch unnötige Behandlungen oder die Misere der Vorsorgeuntersuchungen, die bekanntlich völlig wirkungslos, wenn nicht schädlich sind. Oder die hohe Rate an Kaiserschitten wegen drohender Spontangeburt. Der Skandal über den unnötigen Austausch der Konnektoren in Arztpraxen, der 130 Millionen gekostet hätte, wenn nicht aufmerksame Bürger eingegriffen hätten, sei hier mal außen vor gelassen.
Das Problem ist: Man will nicht sparen, sondern braucht mehr Geld im System, und dafür sollen die Bürger aufkommen.
Das wäre jetzt die Interpretation nach meinem „eigenen Ermessen“. Aber das ist hier nicht gefragt. Gefragt sind Experten, wie der Herr Baas. Der weiß, was für uns gut und teuer ist.
Aber es lässt mir dann doch keine Ruhe. Wenn ich mir den Text des Artikels in n-tv noch einmal zu Gemüte führe, frage ich mich, wie ein solcher Text durch die Redaktion kommen konnte. Und dann könnte ich direkt einen Beitrag über Ideologie schreiben.
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