Zwei Gedanken für alle

Mittwoch, 16.07.2025

Mirko Matytschak

Ich lese mal wieder Nachrichten. Nach einer langen Durststrecke, die sich wie ein Sommerloch anfühlt, können wir heute mal wieder eine Erkenntnis aus der Medienlektüre mitnehmen: Putin hat Gedanken.

Ehrlich, ich wollte es zunächst nicht glauben. Man hat ihn ja schon als derart gedankenlos dargestellt, dass man allein damit den Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine erklären könnte: Er hat schlichtweg nicht an die entsprechenden Paragraphen des Völkerrechts gedacht, die ihn davon abhalten hätten müssen, seine „militärische Spezialoperation“ zu beginnen. Nun aber ist es offiziell: Putin hatte mindestens zwei Gedanken.

Putin hat zwei Gedanken

Wahrscheinlich war der zweite Gedanke, dass er den Einmarsch nicht Krieg nennen darf, weil das nicht so gut ankommt. Was die Wirkung eines Krieges, oder wie man den Einmarsch in die Ukraine sonst so nennen darf, auf den Rest der Welt anbetrifft, ist ihm da durchaus ein guter Gedanke zugefallen. Hätte er diesen Gedanken zu Ende gedacht… na ja, wäre, wäre, Fahrradkette, wie der Herr Matthäus zu sagen pflegte.

Keine oder nur schlechte Gedanken?

Mein erster Gedanke zu diesem Zitat war eigentlich: Dann hatte er mindestens zwei Gedanken mehr, als die Frau Strack-Zimmermann. Aber das würde ihr wiederum nicht gerecht. Die Krux ist: Man kann auch schlechte Gedanken haben, die zu schlechten Ideen führen. Was anderen als Abwesenheit von Gedanken erscheinen mag, ist in Wirklichkeit einfach nur ein schlechter Gedanke. Und hier hätten wir – ähnlich wie bei den Argumenten – das Problem der Bewertung: Wie bestimmt man eigentlich, ob ein Gedanke schlecht oder gut ist?

Das wiederum ist bei der Frau Strack-Zimmermann ziemlich einfach. Aus der Aussage:

Die Ukraine ernährt 70 Milliarden Menschen

wird einfach kein guter Gedanke mehr. Die Diskrepanz dieser Aussage zu nachvollziehbaren Fakten ist einfach zu groß.

Noch ein schlechter Gedanke

Dann haben wir da noch die 5% des Bruttoinlandsprodukts, die hierzulande für Rüstung ausgegeben werden sollen. Vorher haben wir schon 2% nicht erreicht, weil 2% des BIP immer so circa 20% unseres Bundeshaushalts gewesen wären. Für Politiker, die es mit der schwarzen (sic) Null ernst meinen, eigentlich ein Unding.

Gut, jetzt also 5%. Warum 5? Warum nicht 4 oder 6? Wer meint, er könne aus dem Bundeshaushalt 215 Mrd. Euro (das sind 5% des BIP 2024) nehmen und das auch noch ein „Vermögen“ nennen, der hat seine letzte Hirnzelle blödgesoffen – könnte man meinen. Aber vergesst nicht: hinter jeder dumm erscheinenden politischen Idee steht ein Gedanke.

Der Herr Trump hat klar geäußert, aus welcher Richtung dieser Gedanke kommt. Ich fasse mal seine Worte etwas zusammen:

Wir bauen die wunderbarsten und besten Waffen auf der Welt. Europa wird diese Waffen kaufen und damit seine Bestände auffrischen. Was immer es in der Ukraine braucht, wird Europa aus den alten oder auch neuen Beständen an die Ukraine liefern. Es ist nicht mein Krieg, es ist Europas Krieg und wir sind übereingekommen, dass die das auch bezahlen sollen.

Ich fasse das noch einmal mehr zusammen, damit das ganz klar wird:

Europas NATO-Länder1 haben eine gigantische Aufstockung des Militärbudgets beschlossen. Dieses Geld dient der Umverteilung: Wo vorher Geld für andere Zwecke ausgegeben werden konnte, füllt es jetzt die Säckel der Rüstungsunternehmen, vornehmlich der US-Unternehmen.

Große Wurst, Big Deal.

Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten:

  1. Ihr glaubt, dass Frau Strack-Zimmermann das alles nicht weiß und daher so intensiv für die Aufrüstung und den Krieg gegen Russland wirbt.
  2. Ihr glaubt, dass Frau Strack-Zimmermann das alles weiß. Sie hat einen Gedanken. Und der Gedanke lässt sich auf den Geldfluss reduzieren: Wer bekommt wofür einen riesen Haufen Geld?

Jetzt seid Ihr dran: Jeder hat zwei Gedanken frei!

______

1 Mit Ausnahme Spaniens.

Update 17.07.: Ein Leser weist mich darauf hin, dass Frau Strack-Zimmermann die Putin-Versteherin schechthin ist, weil sie weiß, was Putin denkt. So viel Einfühlungsvermögen hätte man dieser Person gar nicht zugetraut...

 

 

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