Die Menschen sollten wieder mehr arbeiten

Montag, 01.07.2024

Mirko Matytschak

Die Menschen sollten wieder mehr arbeiten: Diese Forderung hören wir in letzter Zeit wieder sehr häufig vor allem von Politikern. Aber wie ist es um die Arbeitswilligkeit von Leuten wie Marcus Söder oder Christian Lindner bestellt?

Lesen Sie selbst. Ich würde am liebsten den gesamten Artikel zitieren. So muss ich mich auf die Highlights beschränken:

Auch Christian Lindner wiederholt permanent, dass die Deutschen zu faul seien: Es existiere ein »Defizit an geleisteten Arbeitsstunden im Jahr«, die Deutschen sollten mehr arbeiten, und zwar zum Wohle der Nation : »Wenn Menschen arbeiten oder mehr arbeiten, zahlen sie schließlich höhere Steuern und Sozialabgaben und beziehen weniger soziale Transfers.«

Das sagt der Mann, der in seinem Leben fast ausschließlich von ebendiesen Steuerzahlern gelebt hat. Aber halt: Der Herr Lindner war ja auch mal Unternehmer. Er legte eine Pleite hin, die die KfW als finanzierendes Kreditinstitut 1,2 Millionen Euro kostete1. Die KfW, die von eben jenen Steuerzahlern finanziert wird, die jetzt mehr Steuern und Sozialabgaben abdrücken sollen, damit weitere Pleiten von Typen wie Lindner finanziert werden können.

Der Artikel arbeitet auch schön heraus, dass das „wir“ in „wir sollten wieder mehr arbeiten“ in Wirklichkeit „ihr“ bedeutet. Auf dieses besondere „wir“ weise ich auch schon länger hin.

Es geht weiter im Zitat:

Der Parteivorsitzende der sogenannten Liberalen fordert von deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern also, gefälligst mehr zu arbeiten, damit sie anschließend mehr Steuern zahlen können. Gleichzeitig verweigert die FDP jede Art von Steuererhöhungen etwa für sehr reiche Menschen, die primär von Kapitalerträgen leben, höhere Erbschaftssteuern und so weiter. Das Vermögen von Menschen, die nicht arbeiten, ist der FDP heilig.

Man merkt, dass der Autor des Kommentars eine ziemliche Krawatte hat. Aber er weiß dem auch gebührend Ausdruck zu verleihen:

Dieser hier ist von dieser Woche: »Wertschöpfung und Wachstum kommen von Arbeit, Leistungsbereitschaft und der Bereitschaft, unternehmerische Risiken zu tragen.« Manchmal tragen die Risiken auch andere, zum Beispiel die KfW.

Dem bleibt nichts hinzuzufügen.

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1 Es wird von Lindner, der FDP und Teilen der Presse immer darauf hingewiesen, dass Lindner zu dem Zeitpunkt nicht mehr Geschäftsführer von Moomax war. Tatsache ist, dass er als Geschäftsführer entlassen worden ist.

Es wird auch der Eindruck erzeugt, dass das Unternehmen keine Chance hatte, weil die kurz nach der Gründung geplatzte DotCom-Blase die weitere Finanzierung verunmöglichte. Ich möchte, da ich in dem Bereich langjährige Erfahrung habe, darauf hinweisen, dass die 2 Mio € Kapital, die dem Unternehmen zur Verfügung standen, durchaus ausgereicht hätte, um ein vorführfähiges Produkt zu erzeugen. Das war jedoch nicht der Fall. Es gab eine Idee, die gut klang, aber nichts, das man hätte vorweisen können. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit ist das ziemlich wenig.

Von Leuten, die sich mit Projekten in der Software-Entwicklung auskennen, könnte durchaus der Vorwurf erhoben werden, dass es hier nicht um ein echtes Projekt, sondern nur um das Abgreifen der Fördermittel ging. Aus solcherlei Art an Gerüchtebildung halte ich mich allerdings heraus.

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